Wissenschaftliche Erhebung stellt große Unterschiede zwischen der Schweiz und Israel fest
Vertrauen oder Enttäuschung über das Krisenmanagement der eigenen Regierung ist laut einer Studie der Universität Zürich http://uzh.ch ein wichtiger Faktor für die allgemeine Stimmung. Die Forscher haben Befragungen in Israel und der Schweiz durchgeführt. Ende April waren die Israelis während der Pandemie doppelt so enttäuscht von den Behörden wie die Schweizer. In letzterer führte ein gewisser Fatalismus zu weniger negativen Gefühlen.
600 Personen befragt
Die sozialpsychologische Studie hat die Entwicklung von negativen Gefühlen und Stimmungen während der COVID-19-Pandemie untersucht. Ende April interviewten die Forscher rund 600 Personen aller Altersgruppen in der Schweiz und Israel. Zuerst wurde das Ausmaß von mit der Pandemie in Zusammenhang stehenden Risiken und Restriktionen auf das Alltagsleben erhoben. Hier konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Laut ihrer eigenen Einschätzung waren die Studienteilnehmer beider Länder gleichermaßen vom Risiko einer Infektion oder Quarantänemaßnahmen betroffen.
Dennoch empfanden die Israelis die Situation als belastender und erlebten mehr negative Gefühle als die Schweizer. Um die Ursache dafür herauszufinden, konzentrierte sich die Studie auf den wahrgenommenen Kontrollverlust, Fatalismus und ein Gefühl von Enttäuschung oder Verrat durch die eigenen Regierungsbehörden. Laut Forschungsleiter Andreas Maercker ist die Hauptursache für negative Gefühle und Stimmungen in Verbindung mit COVID-19, dass die Menschen von ihren Regierungsbehörden enttäuscht sind. „In einer Situation, die so bedrohlich ist wie eine Pandemie, schauen die Menschen auf die Behörden, zu deren Verantwortlichkeiten die Unterstützung und der Schutz der Menschen gehört. Wird keine ausreichende Unterstützung gewährt, ist das ein ernster Anlass zur Sorge“, so Maercker.
Viel Fatalismus in Israel
Laut der Studie verfügten Maßnahmen, die den Menschen dabei halfen, das Gefühl zu haben, sie könnten sich individuell gegen das Virus schützen, über das Potenzial, die negativen Auswirkungen zu verringern. Das war jedoch nur in Israel der Fall und nicht in der Schweiz. Bei der Annahme des eigenen Schicksals waren fatalistische Haltungen in Israel weiter verbreitet. Das hatte jedoch keinen Einfluss darauf, wie sehr sich die Menschen vor COVID-19 fürchteten.
„Bei den Schweizern ging das Annehmen des Schicksals mit weniger Angst einher“, sagt Maercker. Der Erstautorin Rahel Bachem zufolge scheint Fatalismus während der Pandemie in der Schweiz eine schützende Wirkung gehabt zu haben. Den Studienautoren nach ist dieser sozialpsychologische Unterschied zwischen den beiden Ländern darauf zurückzuführen, dass die Israelis in ihrem Land mit dem Gefühl einer permanenten Bedrohung leben müssen und daher ohne Rücksicht auf die derzeitige Bedrohung durch COVID-19 allgemein fatalistischer denken. Es gab in der Bevölkerung keinen Zusammenhang zwischen Fatalismus und negativer Stimmung. Das ist ein interessantes Studienergebnis, da Fatalismus in Notsituationen allgemein als Risikofaktor für die psychische Gesundheit angesehen wird. (Pressetext)