Kolumne von Beat Kraushaar
Wir wollen sein ein einig Volk von Eidgenossen. Mit diesem Mythos – aus zum Glück – längst vergangenen Zeiten macht die Schweizerische Volkspartei (SVP) seit Jahrzehnten Stimmung gegen Ausländer. Heute würde man sagen, sie machen Politik mit Fake News. Fakt ist, dass heute über ein Drittel (36%) der Schweizer*innen binational heiraten.
In Zahlen ausgedrückt: Zwanzig Prozent der Schweizer heiraten eine Ausländerin. Und sechzehn Prozent der Schweizerinnen ehelichen einen Ausländer. Der Anteil der Heiraten mit einer Person aus einem Drittstaat ist bei den Schweizern höher als bei den Schweizerinnen.

Diese Nationalitäten bevorzugen die Schweizerinnen: Deutschland, Italien, Kosovo, Frankreich, Nordafrika (vor allem Tunesien und Marokko), Türkei. Bei den Schweizer Männern sind es: Deutschland, Italien, Frankreich, Kosovo, Südamerika, Südostasien (vor allem Thailand). Am meisten gemischt-nationalen Ehen leben im Kanton Genf (14,2%), gefolgt von Basel-Stadt, Tessin, Neuenburg, Zürich und Waadt. Am wenigsten binationalen Ehen gibt es, wenig erstaunlich, in den konservativen Landkantonen Uri, Nidwalden, Appenzell-Innerrhoden und Obwalden. Vierzig Prozent der geborenen Kinder in der Schweiz ist ein Elternteil Schweizerin oder Schweizer und der andere Elternteil Ausländerin oder Ausländer.
Diese Kinder sind Teil der Schweizer Kultur und sie saugen das bikulturelle mit der Muttermilch auf. Den Kindern, die so aufwachsen, sagt man nach, sie seien interkulturell geübt, flexibel und tolerant, in der Regel mehrsprachig und dank dieser Kultur- und Sprachkompetenz bestens für die Schweiz und die Welt von heute gerüstet.
Was heisst das für die Zukunft?
Die Kinder aus binationalen Ehen werden danke ihrer guten Ausbildungschancen und den erweiterten Horizont von zweier Kulturen die sie in sich tragen, die Schweiz wirtschaftlich und politisch entscheidend prägen und mit gestalten. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis der erste Mann oder die erste Frau aus einer binationalen Ehe in den Bundesrat gewählt wird. Und damit würde dann der ausländerfeindliche SVP-Mythos die „Schweiz den Schweizern“, also der Eidgenosse endgültig zu Grabe getragen.