Experiment in einer Grundschule in Bradford – Jedes Kind sitzt im Schnitt 20 Prozent weniger
Stehpulte für Grundschüler könnte die sitzend verbrachte Zeit im Schuljahr verringern, so eine Studie der Loughborough University http://lboro.ac.uk . Die Forscher haben Stehpulte acht Monate lang in einer Schule in Bradford angebracht. Die Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren konnten selbst entscheiden, ob sie sitzen oder stehen wollten. Sie wurden ersucht, vor dem Eintreffen der neuen Tische Tracker zu tragen. Das wurde vier und acht Monate nach dem Anbringen der neuen Tische wiederholt.
Besser für die Gesundheit
Die Tracker maßen die sitzend verbrachte Zeit und den Übergang von Sitzen zum Stehen. Nach acht Monaten hatten die Kinder ihre sitzend verbrachte Zeit im Vergleich zur Zeit vor der Anbringung der neuen Tische mit 60 Minuten um 20 Prozent verringert. Eine ähnliche Klasse in einer nahegelegenen Schule wurde als Kontrolle herangezogen. Hier gab es keine Veränderungen bei der sitzend verbrachten Zeit. Im Vergleich zur Kontrollklasse verringerte sich bei den Kindern, die die Wahl hatten, zu sitzen oder zu stehen, die sitzend verbrachte Zeit nach vier Monaten um rund 25 Prozent. Nach acht Monaten lag dieser Wert bei 20 Prozent.
Laut Forschungsleiter Aron Sherry lässt sich mit Steh-Sitz-Tischen in jedem britischen Klassenzimmer die sitzend verbrachte Zeit im Großteil des Schuljahres verringern. Zusätzlich konnten positive Veränderungen bei beiden Follow-ups beobachtet werden. «Diese Studie wurde in einem benachteiligten Umfeld durchgeführt. Der Anteil an ethnischen Minderheiten war groß. Daher sind diese Ergebnisse im Kontext der Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten von noch größerer Bedeutung.» Die Sitz-Steh-Tische wirkten sich nicht negativ auf muskoloskeletale Beschwerden oder die kognitive Funktion aus. Im Allgemeinen wurden sie von den Schülern und Lehrern gut angenommen.
Auch die Psyche profitiert
Die Studie untersuchte auch Veränderungen bei der mit dem Verhalten in Verbindung stehenden psychischen Gesundheit. Dafür wurde ein Fragebogen eingesetzt, der von den Lehrern für jeden Schüler ausgefüllt wurde. Dabei ergab sich, dass sich eine Belastung nach vier Monaten mit dem neuen Tisch verringerte. Nach acht Monaten konnte eine weitere Reduzierung festgestellt werden. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu Interview-Aussagen eines Lehrers, der vorgebracht hatte, dass sich das Verhalten im Klassenzimmer verbessert hätte, weil die Kinder mit den gleichen Schülern während des Schultags am gleichen Tisch geblieben seien. In der Kontrollklassen waren die Ergebnisse in diesem Bereich gleichbleibend.
Die Stehpulte hatten auch Auswirkungen auf die Unterrichtsmethoden. Die Lehrer konnten, wenn Unterstützung gebraucht wurde, nicht mehr in der Klasse herumgehen. Stattdessen wurden die Schüler ersucht, vor die Klasse zu treten, wenn sie Hilfe brauchten. Laut Aron hatte der Platzmangel in den Klassen auch zum Rückgang bei Verhaltensproblemen und Herausforderungen bei praktischen Einzelheiten des Unterrichts geführt. Neue Modelle bei Tischen, unter denen der Stuhl verstaut werden kann, sollten derartige Probleme lösen. Details wurden im wissenschaftlichen Fachmagazin «MDPI» publiziert.