Wettlauf um Corona-Patienten mit Sauerstoff versorgen zu können
VON FABIENNE RIKLIN UND BEAT KRAUSHAAR
Beatmungsapparate sind für schwer erkrankte Corona-Patienten lebenswichtig. 935 Betten mit invasiver Beatmung stehen zurzeit schweizweit bereit. Das sind rund 10 pro 100’000 Einwohner. Im internationalen Vergleich ist das eher wenig: Italien hat 12.5 und Deutschland sogar 30.
Nach den fehlenden Gesichtsmasken, Engpässe bei den Tests hat die Schweiz auch ein Problem bei der Anzahl Beatmungsgeräte. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat deshalb im März zusätzlich 900 Apparate zur Beatmung bei der Firma Hamilton in Bonaduz bestellt. Preis pro Stück: rund 45’500 Franken. 350 Geräte hat Hamilton bereits ausgeliefert.
Mehrere Hundert ungenutzter Beatmungsgeräte
Doch: Die tatsächliche Zahl der vorhandenen Beatmungsgeräte in der Schweiz ist unbekannt. Bis am Freitag waren die Geräte nicht meldepflichtig. Erfasst waren lediglich die Beatmungsplätze in den Covid-Spitälern und Apparate zur extrakorporale Membranoxygenierung, welche die vollständige Atemfunktion der Lungen übernehmen. Davon gibt es aber lediglich wenige Dutzend und sie kommen nur in den allerschwersten Fällen zum Einsatz.
Die nicht registrierten Beatmungsgeräte sind vor allem im Besitz von Schönheits- und Veterinärkliniken so wie Anästhesie-Organisationen. Ein mit Atemgeräten arbeitender Unispital-Chirurg so wie ein bekannter Hersteller von Atemschutzgeräten kommen, unabhängig voneinander, auf eine Zahl von mehreren Hundert derzeit ungenutzter Beatmungsgeräte. Konservativ geschätzt dürften es bis zu 300 sein. Wie viele es tatsächlich sind, wissen weder das BAG noch die Gesundheitsdirektionen der Kantone.
Bund führt nun Meldepflicht für Beatmungsgeräte ein
„Dem Departement Gesundheit und Soziales sind keine Beatmungsgeräte ausserhalb der traditionellen Spitäler bekannt“, heisst es im Aargau. Auch aus der Kantonen Bern und Basel sagen unisono „das wissen wir nicht.“ Erst am Freitag hat nun der Bundesrat reagiert und die Covid-19-Verordnung angepasst. Neu sind alle Beatmungsgeräte meldepflichtig. Ebenso Schutzmasken, Handschuhe oder Sauerstoff.
Bereits vor dem Obligatorium haben jedoch einzelne ihre aktuell ungenutzten Beatmungsgeräte Angeboten. So die Kleintierklinik der Universität Bern. Acht Apparate wären dort auch für die Humanmedizin einsatzbereit. Und auch die Klinik Pyramide könnte drei Geräte entbehren. Der medizinische Leiter, Cédric A. George, hat der Gesundheitsdirektion Zürich schon vor zwei Wochen mitgeteilt, dass die Klinik Pyramide jederzeit Pflegepersonal, Anästhesisten und Material wie Beatmungsgeräte zur Verfügung stellen könnte. “Da wir in dieser Zeit nur dringend notwendige Operationen durchführen, haben wir Ressourcen, mit denen wir andere Spitäler unterstützen können”, sagt George. Ebenso narkose.ch. Der grösste Anbieter von ambulanten Anästhesie-Dienstleistungen, arbeitet mit Covid-Spitälern in der Ostschweiz zusammen. Wie viele Geräten die Organisation hat und ausleihen könnte, will sie aber nicht sagen. „Über unser Inventar geben wir keine Auskunft“, sagt der medizinische Leiter Alex Noser.
Im Kampf gegen das Corona-Virus sind aber nicht alle gleich kooperativ. Die Pallas Klinken haben unter anderem ihre beiden Schönheitskliniken in Zürich geschlossen und für das medizinische Personal Kurzarbeit verordnet. Der interne Protest, dass man in dieser Krise eine der beiden Einrichtung für rund zwanzig Corona-Patienten einrichten könnte und die vier bis sechs Beatmungsgeräte zur Verfügung stellen könnte, fand kein Gehör, erzählt ein Mitarbeiter. Marc Elmiger, Klinikdirektor und Leiter der Task-Force bei den Pallas Kliniken bestreitet dies: „Wir tun unser Möglichstes, um das Gesundheitswesen zu unterstützen. Zahlreiche Mitarbeiter seien bereits in öffentlichen Spitälern im Einsatz.
Wie die Kantone sämtliche Geräte erfassen wollen, müssen sie jetzt abklären. Viel Zeit bleibt ihnen angesichts der prognostizierten Welle von Corona-Hos
